Ein Kanadier voller Campingsachen und vor uns ein Wochenende in einem der schönsten Naturparks der Niederlande. Das war die Aussicht für uns, bevor wir uns auf dieses Kanuabenteuer einließen. Ich war eigentlich noch nie mehrere Tage mit dem Kanu unterwegs, bis Erwin, mein Abenteurerkollege, den Vorschlag machte, an einem Wochenende den gesamten Biesbosch bis in den äußersten Winkel zu erkunden. Ach ja, warum auch nicht …
Früh am Mittag erreichen wir den Kanuverleih Vissershang in Hank. Im Supermarkt haben wir uns mit einem kleinen Vorrat an Lebensmitteln eingedeckt, der für diese drei Tage reicht. Online hat Erwin eine nachgebaute Weidenhütte gefunden, in der wir zwei Nächte verbringen möchten. Diese Weidenhütte ist einer der legalen Pfahlcampingplätze in den Niederlanden.
Geplant ist auch ein Besuch bei zwei Bewohnern von De Biesbosch. Mit ihnen wollen wir ins Gespräch kommen, um zu erfahren, worin der Wert dieses Gebietes eigentlich besteht. Zuerst machen wir die Bekanntschaft von Jan Saarloos, einem Landwirt. Jan betreibt einen Bauernhof mit einer Herde schottischer Hochlandrinder, daneben noch einen Campingplatz mitten in De Biesbosch. Wir unterhalten uns einige Minuten mit Jan über sein Leben als Landwirt in De Biesbosch. Er erzählt uns, dass dies kein Witz ist, er arbeitet tatsächlich sieben Tage in der Woche. Ich schäme mich in Grund und Boden mit meinem Viertage-Bürojob, aber nun gut, ich tue auch mein Bestes. Mir gefällt Jans lokaler Ansatz sehr. Wenn die Hochlandrinder drei Jahre alt sind, werden sie geschlachtet und ihr Fleisch von einer Metzgerei vor Ort verkauft.
Die Koordinaten meines Navigationsgeräts zeigen eine Stelle mitten im Wald an. Auf irritierende Weise steigen wir durch Brennnesseln hindurch aus dem Kanu. Was für eine Wildnis hier, sind wir überhaupt richtig? Wir laufen ungefähr 20 Minuten lang durch Brennnesselbüsche, meine Beine beginnen ordentlich zu schmerzen. Da stehe ich nun als selbsternannter Abenteurer mit einer Trainingshose und geröteten Beinen, das kann doch nicht wahr sein. Weit und breit keine Weidenhütte. Wir beschließen also, rasch zum Kanu zurückzukehren, vorbei an dem kleinen schwarzen Ferkel, das noch ein bisschen lauter grunzt.
Wir paddeln in einen anderen Seitengraben hinein, und endlich taucht dort aus dem Grün unser Ferienhäuschen für die nächsten drei Tage auf. Eine Hütte, die für alle errichtet wurde, die richtig genießen wollen. Ja, diese Freiluft-Ferienanlagen gibt es in den Niederlanden, man muss sie nur finden. Und ein Lagerfeuer. Mehr brauche ich eigentlich nicht an einem Wochenende in der freien Natur. Es ist wirklich eine einmalige Sache, dass es solche Orte hier tatsächlich gibt.